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Uscha Wolter


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Textauszüge

Augenhöhe


Textauszug:


Um zu vergessen schüttete ich hastig weiter Alkohol in mich hinein, wollte meine persönliche Niederlage und Unfähigkeit ertränken.

Ein Feind wohnte in mir, der Macht über mich hatte,
der meinen Willen beherrschte und mich zum Spielball
seiner wahnwitzigen Aktionen benutzte.

Unvermutet spürte ich plötzlich eine Hand auf meinem Arm.

Ich drehte mich zur Seite und bemerkte, dass eine Frau neben mir saß. Ich sah sie an, in ihrem Blick lag weder Mitleid noch irgendeine besorgte Frage. Ihr Blick hatte den Ausdruck vom Wissen der Dinge, die es im Leben gibt.

Ich begriff, sie war nicht eine der Ahnungslosen, die nicht Bescheid wissen, was alles sein kann und wozu das Leben fähig ist.

Es war umwerfend und unglaublich.

Ich saß auf der Straße mit einem scheinbar Unbekannten mitten in der Altstadt von Düsseldorf.
Als lebendes Symbol von Verwahrlosung und Dekadenz, jenseits aller Nadelstreifen und Betuchten, und fühlte mich so wohl und frei wie nie zuvor.

Goldene Alkoholiker-Regel - schon zigmal gelesen und gehört - "Das erste Glas ist das entscheidende, du musst das erste Glas stehen lassen. Vor dem ersten Glas bist du abstinent, nach dem ersten Glas trinkt sich jedes weitere Glas von selbst, und deine Kontrolle ist im Eimer"

Als ich zum ersten Mal die Gewissheit hatte, dass niemand durch irgendwelchen Vorteil davonkommt oder privilegiert ist, sondern jeder zum eigenen Zeitpunkt seinen persönlichen Karfreitag stirbt, um wieder neu zu werden, da konnte ich die Waffen strecken.

Diese klare Überzeugung war eine Garantie dafür, nicht mehr gewalttätig zu werden und sogenannte Ungerechtigkeiten bekamen einen logischen Sinn.












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